Jagdverhalten

muss ich das unterbinden? ja - nee - vielleicht!

Mein Hund jagd

Die Jagdsequenzen

Das sind die Sequenzen, die jeder Beutegreifer zeigt, wenn er durch Jagd seine Nahrung ergattert:

  • Orientieren
Anzeichen für Jagdbares finden
  • Fixieren
Den richtigen Zeitpunkt finden, um die wilde Hatz zu starten
  • Anschleichen
Die Distanz verringern, damit das Verfolgen möglichst schnell und erfolgreich ist.
  • Verfolgen
Hetzen, ausbuddeln, der Spur folgen, … Hauptsache HINTERHER! Und dann die Bewegung einschränken, damit die Beute nicht mehr entkommt
  • Packen
Packen und Festhalten
  • Töten
Was soll ich sagen, das ist unschön aber selbsterklärend oder?
  • Zerlegen
Das kennt ihr: Wie gerne zerlegt euer Hund alles mögliche? Genau, auch das ist ein Teil des Jagdverhaltens 
  • Fressen …

Normalerweise werden diese Verhaltenssequenzen an die jeweilige Situation angepasst gezeigt. Sie sind für den Beutegreifer in etwa gleich wichtig und werden dann abgerufen, wenn Nahrungserwerb gerade angesagt ist.

Jede Sequenz bringt Energie für die nächste Sequenz bis genug Energie für das Festhalten und Töten zur Verfügung steht. Futtern ist dann sehr entspannend und lässt das Erregungsniveau wieder sinken. Quelle: Anja Fiedler, Jagdlich motivierte Hunde - bedürfnisgerecht führen

Das Jagdverhalten unserer Hunde

Als der Mensch feststellte, dass Hunde mit ihren angeborenen jagdlichen Eigenschaften hilfreich sein können, begann er einzelne Hunde zu bevorzugen, je nachdem was er gerade gut brauchen konnte.

So begann die Selektion von bestimmten Hundetypen, denen dann die Fortpflanzung verstärkt und eben auch gezielt ermöglicht wurde. Dadurch entstanden Spezialisten, bei denen die einzelnen Jagdsequenzen unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Und häufig ging Zucht so weit, dass die einzelnen Sequenzen voneinander abgekoppelt wurden, vor allem von der letzten Sequenz: Fressen.

So erhielten wir Hunde, die unabhängig von ihrem Sättingungsgefühl auf jeden Reiz reagieren, der ihr spezielles Jagdverhalten hervorruft. Und das geschieht mit hoher Erregung und möglichst schlecht ablenkbar, denn der Hund soll sich ja auf die Arbeit konzentrieren, die uns Menschen dient.

Diese Reize können akustisch, geruchlich oder auch visuell sein:

  • schnelle Bewegungen wie Autos, Kinder, Eichhörnchen, …
  • Eine bestimmte Sillouette: Hase, Vogel, Reh, …
  • eine Hasenspur, eine Eichhörnchenspur, … der Duft von Wild in der Luft
  • Das Piepsen einer Maus, das Quietschen einer Ratte, …

Und schon geht es los: Buddeln, hetzen, Spur verfolgen mit oder ohne Geläut (das ist der Spurlaut unserer Hunde)

Welche Sequenzen in welcher Form genetisch verändert sind, hängt ganz von den Aufgaben ab, die der Jagd- oder Hütehelfer für den Menschen erledigen soll. HÄ?! Hütehelfer?! Ja: Hütehunde (nicht zu verwechseln mit Herdenschutzhunden) zeigen ein ganz spezifisch geformtes Jagdverhalten an Nutztieren und sind dadurch hilfreich für den Menschen, der dann die Schafe nicht mehr selbst in die Koppel scheuchen, aus den Feldern der Bauern halten oder Bullen dem Metzger in den Schlachtraum treiben muss.

Und hier sehen wir ein Dilemma: das von uns durch Zucht veränderte Jagdverhalten ist zwar für uns Menschen zielführend, für den Hund - der seine Jagd nicht mehr durch Fressen beendet sondern in einer Dauerschleife ablaufen lässt - wäre sein Jagdverhalten als Nahrungserwerb völlig nutzlos. Und da häufig das Fressen am Ende fehlt, wird immer mehr Energie aufgebaut, die aber nicht durch das Fressen wieder abgebaut werden kann.

Und dann veränderte sich auch noch unsere Umwelt: habe ich als Kind noch sehr ländlich gelebt, breitete sich das urbane Leben immer mehr aus. Als Folge leben immer mehr jagdlich motivierte Hunde in Umgebungen mit viel zu vielen Reizen, die jagdliches Verhalten auslösen, das dann aber nicht gezeigt werden darf. Und das führt für den Hund zu viel Frustration und Frustration macht anfällig für erhöhten Stress und erhöhter Stress macht anfällig für mehr Angst, Reaktivität … und aus all dem entsteht jede Menge unerwünschtes Verhalten inklusive übersteigertes Jagdverhalten! 

Kinder jagen und in die Haxen zwicken, Jogger stellen, schreiend in der Leine hängen…

Und da schließt sich dann der Kreis, noch mehr muss eingeschränkt werden und das Leben mit Hund verliert erheblich an Reiz für Mensch und Hund.

Was tun? Hund abschaffen? Nicht nötig!

Jagdverhalten geerbt oder gelernt? Na klar!

Es gibt eine gute Nachricht. Die Anlage für das spezifische Jagdverhalten deines Hundes hat zwar eine solide genetische Basis. Da aber jede Umgebung andere Beute bietet, ist Jagdverhalten zum Glück auch gut durch Lernen veränderbar. Die genetische Grundlage sichert das Überleben, die Fähigkeit zu Lernen sichert die Anpassung an eine sich verändernde Umwelt. Logisch, oder?!

Das bedeutet aber auch, … 

  • ... dass die Idee, den Hund niemals jagen zu lassen damit er es gar nicht erst lernt, keine gute Idee ist. Denn erstens: er muss jagen nicht lernen - er kann es schon, die jagdlichen Verhaltensweisen und die dazugehörigen Auslöser sind Teil seiner natürlichen Ausrüstung. Und zweitens sind sie als arttypisches Verhalten auch Teil seines Bedürfnispaketes. Und ein Individuum, das sich seine Bedürfnisse nicht erfüllen kann wird frustriert und krank.
  • ... dass sich das Jagdverhalten deines Hundes durch wohl durchdachtes Training und Bereicherung seines Lebens (Enrichment) so verändern lässt, dass er sowohl seine Bedürfnisse befriedigen kann und gleichzeitig keine Gefahr für die wilde und die zivilisierte Umwelt darstellt.

Und hier kommen ein paar Ideen, die das Leben für Hund und Umwelt verbessern können:

  • Dein Hund verfolgt gerne Spuren? 
    • Prima, solange er auf dem Weg bleibt und dabei den Verursacher der Spur nicht stört, der das Weite natürlich schon längst gefunden hat. Auf dem Weg bleiben kann er lernen und das gleich mit bedürfnisgerechter Belohnung: Futter suchen, hinterherhüpfen, aus dem Laub graben, …
    • Würstchenspuren und Co sind ein tolles Spiel, dass deinem Hund Spaß macht und Bedürfnisbefriedigung bringt, ohne lebende Tiere zu ängstigen
  • Wenn dein Hund gerne hetzt, …
    • Wild angucken (fixieren), ist ebenfalls eine wunderbare Beschäftigung und stört das Wild nicht solange der Abstand und möglichst auch die Windrichtung stimmt.
    • und hat er toll gestanden und geguckt, dann kann er zur Belohnung mit dir herrlich Spielzeug oder Futter hetzen, aufsammeln und zerlegen. 
  • Töten und zerlegen gehört zum beliebten Repertoire deines Hundes?
    • Mach ihm Auspackpakete
    • Spiel Zergeln mit ihm
    • Gestalte seine Futterration so, dass da auch einiges zum Zerlegen dabei ist

 

Du hast ein solches Exemplar als Hausgenoss:in und brauchst Unterstützung? Melde dich, wir stehen dir zur Seite mit einer Verhaltensberatung

 

Verhaltensberatung für Mensch mit Hund

Wieso macht der:die das?


Du hast ein Problem: Dein Hund ... 

  • ... schreddert deine Lieblingssachen
  • ... ist einfach ein Wildfang
  • ... hat ständig und vor allem Angst
  • ... zeigt aggressives Verhalten: knurren, beißen, schnappen, bellen
  • ...

 Wir sind für dich da! Unter dem Button findest du mehr Informationen und kannst auch gleich Hilfe anfragen.

Neuen Kommentar schreiben

(If you're a human, don't change the following field)
Your first name.
(If you're a human, don't change the following field)
Your first name.
(If you're a human, don't change the following field)
Your first name.

Filtered HTML

  • Internet- und E-Mail-Adressen werden automatisch umgewandelt.
  • HTML - Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • HTML tags will be transformed to conform to HTML standards.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Internet- und E-Mail-Adressen werden automatisch umgewandelt.
  • HTML - Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
To prevent automated spam submissions leave this field empty.